Krebszellen und Immuntherapie

Urothelkarzinom

Arzt-Depesche

Immuntherapeutika beim Urothelkarzinom wirksamer als Chemotherapie

In der EV-302, einer weltweit durchgeführten Phase-3-Studie, wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Enfortumab Vedotin zusammen mit Pembrolizumab verglichen mit der einer platinbasierten Chemotherapie bei Patienten mit zuvor unbehandeltem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom. Die primären Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben, welches in einer unabhängigen zentralen Auswertung überprüft wurde, sowie das Gesamtüberleben.    

Insgesamt wurden 886 Patienten randomisiert:  442 erhielten Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab und 444 Chemotherapie, bestehend aus Gemcitabin und entweder Cisplatin oder Carboplatin (abhängig von der Eignung zur Verabreichung von Cisplatin). Zum Zeitpunkt des Datenschnitts, der an 185 Standorten in 25 Ländern durchgeführten Studie, betrug die mediane Nachbeobachtungsdauer für das Überleben 17,2 Monate. Das mediane Alter lag bei 69 Jahre, 76,7% der Patienten waren männlich. Die primäre Lokalisation der Erkrankung war bei 27,0% der Patienten der obere Harntrakt. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse betrug die mediane Behandlungsdauer in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe 9,4 Monate mit einer medianen Anzahl von zwölf Zyklen. Die mediane Behandlungsdauer mit Enfortumab-Vedotin betrug 7,0 Monate mit einer medianen Anzahl von 9 Zyklen und die mediane Behandlungsdauer mit Pembrolizumab 8,5 Monate mit einer medianen Anzahl von 11 Zyklen. In der Chemotherapie-Gruppe lag die mediane Behandlungsdauer bei 4,1 Monate mit einer medianen Anzahl von sechs Zyklen. Insgesamt erhielten im ersten Zyklus 94,0% der Patienten Cisplatin und 97,6% der Patienten Carboplatin gemäß dem Protokoll der Eignung für die jeweilige Therapie.  Die Behandlung mit Enfortumab-Vedotin und Pembrolizumab führte zu einem längeren progressionsfreien Überleben als die Behandlung mit Chemotherapie. Insgesamt traten 530 Ereignisse von Krankheitsprogression oder Tod auf: 223 in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und 307 in der Chemotherapie-Gruppe. Das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod war in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe um 55% niedriger als in der Chemotherapie-Gruppe. Die mediane progressionsfreie Überlebenszeit betrug 12,5 Monate in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und 6,3 Monate in der Chemotherapie-Gruppe. Die mediane Gesamtüberlebenszeit betrug 31,5 Monate in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und 16,1 Monate in der Chemotherapie-Gruppe. Bis zum Zeitpunkt des Datenschnitts waren 359 Todesfälle zu verzeichnen, 133 in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und 226 in der Chemotherapie-Gruppe. Die bestätigte Gesamtansprechrate war in der Enfortumab Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe höher als in der Chemotherapie-Gruppe (67,7% vs. 44,4%). Eine komplette Remission wurde bei 29,1% der Patienten in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und bei 12,5% der Patienten in der Chemotherapie-Gruppe beobachtet. Der Anteil der Patienten, die nach 12 bzw. 18 Monaten noch in Remission waren, betrug in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe 67,3% bzw. 59,6% und in der Chemotherapie-Gruppe 35,2% bzw. 19,3%. Die mediane Zeit bis zur Schmerzprogression lag in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe bei 14,2 Monate im Vergleich zu 10,0 Monaten in der Chemotherapie-Gruppe, wobei dieser Unterschied zwischen den Gruppen nicht signifikant war. Zum Zeitpunkt des Datenschnitts waren 32,6% der Patienten in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und keine Patienten in der Chemotherapie-Gruppe noch in Behandlung. 31,7% der Patienten in der mit Enfortumab Vedotin-Pembrolizumab behandelten Gruppe und 70,5% der Patienten in der mit Chemotherapie behandelten Gruppe erhielten eine anschließende Anti-Tumor-Therapie. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse jeglichen Grades traten bei 427 Patienten (97,0%) in der Enfortumab Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und bei 414 Patienten (95,6%) in der Chemotherapie-Gruppe auf. Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse jeden Schweregrades waren in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe periphere sensorische Neuropathie (bei 50,0% der Patienten), Juckreiz (bei 39,8%) und Haarausfall (bei 33,2%), während dies in der Chemotherapie-Gruppe Anämie (bei 56,6%), Neutropenie (bei 41,6%) und Übelkeit (bei 38,8%) waren. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse vom Grad 3 oder höher traten bei 55,9% der Patienten in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und bei 69,5% der Patienten in der Chemotherapie-Gruppe auf. Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse vom Grad 3 oder höher waren makulopapulöser Ausschlag (bei 7,7% der Patienten), Hyperglykämie (bei 5,0%) und Neutropenie (bei 4,8%) in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab-Gruppe und Anämie (bei 31,4%), Neutropenie (bei 30,0%) und Thrombozytopenie (bei 19,4%) in der Chemotherapie-Gruppe. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse, die zu einer Dosisreduktion irgendeiner Behandlung führten, traten bei 40,7% bzw. 37,9% der Patienten in der Enfortumab-Vedotin-Pembrolizumab- bzw. Chemotherapie-Gruppe auf; behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse, die zum Abbruch irgendeiner Behandlung führten, traten bei 35,0% bzw. 18,5% der Patienten auf. 
Insgesamt zeigte die Studie somit einen signifikanten Überlebensvorteil von Enfortumab Vedotin und Pembrolizumab gegenüber einer Chemotherapie bei Patienten mit zuvor unbehandeltem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom.    GFI

Quelle: Powles T et al.: Enfortumab Vedotin and Pembrolizumab in Untreated Advanced Urothelial Cancer. N Engl J Med. 2024 Mar 7;390(10):875-88
ICD-Codes: C67.-
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